Die Stadtmusik Willisau nahm am vergangenen Samstagabend das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch verschiedene Kulturen und Landschaften Europas. Unter der Leitung ihres neuen Dirigenten Florentin Setz präsentierte das Blasorchester Musik von den sanften Hügeln Englands bis hin zu den majestätischen Alpen.
aus dem Willisauer Boten vom 19.11.24 von Peter Helfenstein
Der Abend begann in der Katholischen Pfarrkirche mit der energiegeladenen Komposition «Encanto». Sie ist eines der eindrucksvollsten Werke aus der Feder von Robert W. Smith. «Encanto» beginnt mit einer imposanten Blechbläserfanfare und entwickelt sich zu einem ansteckenden Rhythmus, den das Blasorchester stark und selbstbewusst klingen liess.
Ein musikalisches Kaleidoskop
Ein Höhepunkt des Abends war die «English Folk Song Suite» von Ralph Vaughan Williams, ein wahres Juwel der Blasorchesterliteratur. Die Suite entführte die Zuhörer in die sanfte Hügellandschaft Südwestenglands, untermalt von den historischen Klängen englischer Volkslieder. Der Ruhepol des Programms war «Sheltering Sky» - zu Deutsch «schützender Himmel» - von John Mackey. Mit seinen modernen Harmonien und dem schwebenden Charakter schuf das Werk eine meditative Klangwelt, die perfekt in die sakrale Atmosphäre der Kirche passte. Die fliessenden Melodien und subtilen Dissonanzen vermittelten ein Gefühl von Geborgenheit und trugen zur besonderen Stimmung des Abends bei.
Der Niederländer Carl Wittrock präsentiert in «Lord Tullamore» seine eigene Auffassung der irischen Volksmusik. Die Komposition zeichnet sich durch ansteckende Rhythmen der Tanzmusik und lyrische Melodien aus. Gedanklich konnte sich das Publikum in die irische Landschaft mit ihren saftig grünen Hügeln, historischen Steinmauern, malerischen Seen und dramatischen Küstenklippen versetzen. Nicht nur das: Auf einer grossen Leinwand wurden stimmungsvolle, zu jedem Titel passende Landschaftsbilder präsentiert, die das Auge erfreuten.
Ein farbenreiches Finale
Zum Abschluss des Konzerts erklang Thomas Doss’ «Alpina Saga», eine eindrucksvolle musikalische Erzählung über die Schönheit und Gefahren der Alpen. Die dynamischen Kontraste und die farbenreiche Instrumentation zeigten die Vielseitigkeit des Orchesters auf beeindruckende Weise. Besonders eindrucksvoll war der Auftritt der Solisten Maurin Stecher (Waldhorn) und Franz Stadelmann (Cornet), die auf der Kanzel spielten. Der begeisterte und lange anhaltende Schlussapplaus des Publikums war der verdiente Lohn für die grossartige Musik der Stadtmusik. Und natürlich hatte diese noch ein weiteres Stück in petto. Als Zugabe beschenkte sie das begeisterte Publikum mit Percy Graingers «Irish Tune from County Derry». Die berührende Melodie dieses melancholischen Liedes ist weltberühmt und wurde in dieser Bearbeitung von Larry Clark ganz wunderbar für Blasorchester gesetzt.
Ein talentierter neuer Dirigent
Zwischendurch stellte die Moderatorin Corinne Baumann, die charmant durchs Programm führte, den neuen musikalischen Leiter der Stadtmusik, Florentin Setz, vor. Der vielseitige Musiker, der ursprünglich aus Schüpfheim stammt, hatte zunächst klassische Posaune an der Hochschule Luzern studiert und setzte seine Studien mit einem Jazz-Bachelor und einem Pädagogik-Master an der Zürcher Hochschule der Künste fort. Als aktiver Posaunist war Setz schon bei verschiedenen Blasorchestern zu hören. Neben seiner hauptberuflichen Dirigententätigkeit bei mehreren Orchestern engagiert er sich derzeit als Bandleader, Arrangeur und Posaunist bei «Still Searching – Swiss Cover Brass» sowie als Projektmanager in einer Kommunikationsagentur.
Nach dem Konzert lud die Stadtmusik zu einem gemütlichen Beisammensein ins Pfarreizentrum Maria von Magdala ein. Wer die Stadtmusik Willisau in diesem Jahr noch einmal live erleben möchte, hat dazu am Samstag, 7. Dezember um 18.30 Uhr Gelegenheit, wenn sie ihr Weihnachtskonzert am «Christkindli Märt» auf dem Rathausplatz spielt.